Statt eines Vorworts

While riding on a train goin’ west
I fell asleep for to take my rest
I dreamed a dream that made me sad
Concerning myself and the first few friends I had...

How many a year has passed and gone
And many a gamble has been lost and won
And many a road taken by many a friend
And each one I’ve never seen again

I wish, I wish, I wish in vain
That we could sit simply in that room again
Ten thousand dollars at the drop of a hat
I’d give it all gladly if our lives could be like that
Bob Dylan's Dream, 1964

Freitag, 20. Juli 2012

These days


These days
Jackson Browne, 1964/1965

Es gibt Lieder, die müssten allein deshalb bekannt werden, weil sie eine Zeile oder ein Verspaar enthalten, das sich in den ewigen Zitatenschatz der Rockmusik eingräbt. Jackson Browne hat, angeblich im Alter von 16 Jahren ein solches Lied geschrieben, "These days." Dort heißt es in den letzten zwei Versen "Don't confront me with my failures, I had not forgotten them." Halte mir nicht ständig meine Fehler vor, ich hab sie ja gar nicht vergessen, reagiert der Sänger unwirsch auf offenkundige Kommentare von Freunden zu seiner Situation.
http://www.youtube.com/watch?v=tPk11AugG4c
jackson Browne "These days" Live acoustic


Die zeichnet sich dadurch aus, dass er viel Zeit damit verbringt, darüber nachzudenken, was er denn wohl falsch gemacht habe: "These days I seem to think a lot about the things that I forget to do for you." Da ist einer zur Besinnung gekommen, nachdem sich seine Liebe von ihm getrennt hat. Offensichtlich hat er die Gelegenheiten, die richtigen Dinge für die Frau seines Herzens zu tun, versäumt, obwohl er dazu reichlich Gelegenheit besessen hatte, "and all the times I had the chance to."

Er verwendet kaum Zeit darauf, sich Gedanken darüber zu machen, wie er möglicherweise die Frau zurück gewinnen könnte, er sinniert nicht über die Chancen, sie umzustimmen, er stellt keine Pläne auf, wie er den ursprünglichen Zustand wieder herstellen konnte. Genauso wie die Frau hat er sich mit der Tatsache abgefunden, dass er es ein für alle mal vermasselt hat und es keine Chance mehr gibt. Was hat er falsch gemacht? Woran ist die Beziehung zugrunde gegangen? Was müsste er künftig vielleicht anders machen? Solche Überlegungen bewegen ihn nicht. Vielmehr stellt er fest, dass es ein Risiko sein könnte, eine neue Liebe zu suchen, "it's so hard to risk another (lover) these days." Und weil er sich fürchtet, ein Leben zu führen, von dem er in seinen Songs schon erzählt hat: "Now if I seem to be afraid to live a life I have made in songs."

Vielleicht aber, sagt er, ist er einfach nur zulange schon auf der Verliererstraße, "well, it's just that I've been losing to long." Warum ist das so? Was hat ihn zum Verlierer gemacht und war das vielleicht der Grund, weshalb er offenkundig seine Liebe vernachlässig hat? Versäumt er nun schon wieder die Gelegenheit, sich darüber klar zu werden? Offensichtlich gibt es wenigstens zwei einander verstärkende Trends: Seine Vernachlässigung der Beziehung und die Pechsträhne, von der er ohnehin schon verfolgt wurde. Sein Leben ist anscheinend eine harte Abfolge von Rückschlägen und Niederlagen, die er allerdings weder näher beschreibt, noch weiter analysiert. Statt dessen vertraut er schließlich darauf, dass "things are bound to be improving these days."

Hat die Besserung schon begonnen? Oder gibt es nur erste Anzeichen für eine allmähliche Besserung in der Zukunft?
"I'll keep on moving" verspricht er sich und stellt gleich danach fest "these days I sit on corner stones and count the time in quarter tones to ten." An der Ecke zu sitzen und die Zeit in Viertelnoten bis zehn herunter zu zählen, strahlt nicht viel Entschlusskraft und Dynamik aus, noch scheint der Sänger geradezu paralysiert von den Ereignissen und statt zu tun, wovon er ahnt, dass es ihm als Einziges helfen könnte, seinen Zustand zu ändern, weiter voran zu gehen, verharrt er in der Ecke und wartet.

Und seinem Freund ruft er zu "don't confront me with my failures I had not forgotten them." Stimmt das? Er hat sie kaum benannt, sie kaum näher beschrieben, außer, dass er versäumt hat, Gutes für die Frau seines Herzens zu tun, wozu er nicht nur die Zeit gehabt hatte, sondern was er womöglich auch versprochen hatte zu tun? Wir erfahren es nicht. Wir bleiben in der Perspektive des Sängers, der einzig um sein Leid und seinen Verlust kreist und keinen Weg hinaus findet. Noch mit dem letzten Satz wehrt er die wohlmeinenden Freunde ab, die ihn durch die Hinweise auf seine Fehler zu Besserung und vielleicht sogar einer positiven Veränderung seiner Situation verhelfen wollen. Er aber bleibt ganz bei sich und verweigert sich allem, was ihn bewegen könnte, zu sich selbst auf Distanz zu gehen. "These days", diese gewissen Tage, diese Gegenwart, nun ja, die Gegenwart halt, sie wird vergehen und eine neue Zeit wird anbrechen. Bis dahin sitzt er womöglich auf seinem Eckstein und zählt in Viertelschritten bis zehn. Während die Erinnerung an die Liebe verblasst und der Schmerz nachlässt. These days, keine guten Zeiten, lasst uns abwarten, was noch passiert....

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